Die neueste Ausgabe der Zeitschrift des Deutschen Kulturrats enthält einen Aufruf zum Engagement des Bundes beim Erhalt industriehistorischer Denkmäler und Erinnerungsinstitutionen an der Ruhr: http://www.kulturrat.de/dokumente/puk/puk2015/puk04-15.pdf . Mit dem Verweis auf eine zu starke Konzentation bundesstaatlicher Kulturaktivitäten in Berlin möchte man den Blick auf Bedarf und Bedeutung der preußischen Provinz, resp. der Schwerindustrie an der Ruhr lenken. Argumentierend Preußen: das sind nicht nur die Schlösser in und um Berlin und: Preußen ist nicht durch den Schlossbau und wertvoller königlicher Sammlungen sondern dank Kohle und Stahl aufgestiegen: wohl war. Sicherlich ist das “#Ruhrgebiet” in puncto Kohle und Stahl ein einzigartiges Konglomerat von hohem erinnerungskulturellem Wert.
Aber: Berlin steht nicht nur für Preußen. Berlin ist seit 1871 eine deutsche Hauptstadt. Und die Schwerindustrie an der Ruhr hat den Aufstieg Preußens und weiterer deutscher Länder, dann des Deutschen Reichs nicht allein geschafft. Die deutsche Schwerindustrie ist durch gegenseitiges Fördern, Konkurieren, gemeinsames Experimentieren ( man denke an die bahnbrechenden Innovationen der Oberpfälzer #Maxhütte nach dem Krieg) und Handeln (z. B. gemeinsame Politik im Zollverein) groß geworden. Das Gleiche gilt für die Industrie überhaupt bis hin zur industriellen Landwirtschaft.
Ein industriekulturelles Engagement des Bundes kann und darf sich weder nur auf eine Region noch auf einen Zweig der Industrie konzentrieren. An dem Aufstieg Deutschlands zu einer der führenden Industrienationen weltweit trugen auch die Maschinenbauer in Sachsen, die Porzelliner in Nordostbayern, die Arbeiter der schwäbischen Textilfabriken, die Hafenarbeiter in Hamburg und viele, viele Arbeitnehmer und Unternehmer bei.
Wir sind im Aufbruch zu einer neuen bahnbrechenden industriellen Revolution, die im digitalen Jargon auch als Industrie 4.0 bezeichnet wird. Auch dies ist ein Teil deutscher Industriekultur. Eine Stiftung Industriekultur auf nationaler Ebene kann sich nicht nur auf das Gestern konzentrieren sondern muss auch das Heute und Morgen einbeziehen und mitdenken.
Es gehört zur Kultur der Industrie (industria = Fleiß), das sie sich weiterentwickelt und weiterlebt und dass aus Altem stets etwas Neues entsteht. Eine solche Stiftung könnte viel bewirken und täte auch dem “#Ruhrgebiet” gut.